Nachdem
der Uni-Report fertig geworden ist und wir in letzter Sekunde die wichtigsten
Filmszenen gedreht haben und meine Arbeitsgruppe mich noch rührend
verabschiedet hatte, musste nur noch der Bart ab, das etwa 500 Gramm schwere
Abschiedsgeschenk von Prasad eingepackt werden (ein vergoldetes Ebenbild
Ganeshas (dem Elefantengott, Du weißt schon)) und der Flieger an die Südspitze
Indiens, nach Trivandrum, gecatcht werden.
Vor der Reise, ganz kurz vor der Reise: so nackt kannte mich Indien noch nicht.
Gluecksbringer und andere Utensilien auf der Reise..
Traumbucht bei Kovalam.
Fischerleute holen die Netze ein.
Yoga!
Nach der Ayurveda-Massage kriegt man einen Turban auf. Das im Hintergrund ist diesmal keine Fototapete.
Noch was: die regierende Partei in diesem Staat ist… kommunistisch! Hat
mich vom Hocker gehauen, in einer so großen Demokratie. Hab beim morgendlichen
Strandgang dann auch gleich einen Politiker getroffen, der mich auf einen Tee
und ein paar Snacks zu sich nach Hause eingeladen hat. Da hat man übrigens
immer ein schlechtes Gewissen, weil die Frau aufgeweckt und in Schlafsachen in
die Küche gescheucht wird, wenn die Männer im Wohnzimmer anständig über Politik
diskutieren. Naja, ich hab ihm dann noch gesagt, dass ich den Müll hässlich
finde, er wollte unbedingt was Negatives über sein Land wissen. Er will was
dagegen machen. Übrigens passiert einem das ständig: man wird angesprochen,
eingeladen, rumgeführt, fotografiert, angelächelt, angeglotzt. Manchmal kommt
man sich auch ausgelacht vor, wenn wieder eine Gruppe (egal welchen Alters) einen
entdeckt hat und anfängt zu kichern. Trotz der Kommunikativität gibt es zig Millionen
Leute mit denen man sich gar nicht austauschen kann. Gerade auf der Reise mit
lokalen Bussen steht alles nur auf der Lokalsprache geschrieben, die
Bushaltestellen und Busse haben entweder gar keine Beschriftung oder nur
Bezeichnungen in Kringelschwänzchen-Schrift. Wo man dann aussteigen oder
einsteigen soll, muss man sich halt denken. Gibt keine Ansage oder Anzeige,
auch nicht im reichsten Staat Indiens. Und auch wenn die Menschen hier zwar
meistens sehr hilfsbereit sind und einen oft gegen jedes mögliche Unheil
beschützen möchten – die wenigsten können sich in einen Ausländer
hineinversetzen. Das ganze resultiert darin, dass man auf einer einzigen
einstündigen Fahrt 15 Leute nach Richtungen, Entfernungen oder einfach bei
jeder Bushaltestelle fragen muss, ob das denn jetzt die richtige ist. Die
Angaben sind dann auch nur ungefähr. In Indien waren noch nie 200 Meter gleich
oder weniger 200, sondern meistens das 5fache. Die Information, dass ein Bus nach
Karvala fährt, beinhaltet selbstverständlich, dass man an zwei
Weltendbusstationen nochmal umsteigen muss, ohne das nochmal erwähnen zu müssen.
Die Busse haben auch immer Verspätung, weil die Fahrtzeiten so berechnet sind,
dass der Busfahrer permanent durchbrettert, was aber nicht geht, denn
Schlaglöcher, mitten auf der Straße faulenzende Kühe oder, wie gestern, mal
eben 10.000 tanzende Leute über die Straße wollen. Dabei rasen die schon ganz
flott, ich war vor ein paar Tagen in den Bergen, der Fahrer hat die Kurven so
schnell genommen, dass ich auf der Bank komplett hin- und hergerutscht bin. War
dann später deutlich angenehmer, als ich von zwei Indern rutschfest eingekeilt
saß. Man wird also ständig in Atem gehalten, es gibt immer irgendwelche
überraschenden Wendungen. Trotzdem ist irgendwie alles sicher, billig (man kann
es sich auch leisten, 5 Stunden in die falsche Richtung zu fahren und erstmal
in einem Hotel Zwischenstopp zu machen) und ziemlich bunt.
Verküstendickicht in Varkala.
Ebenjene Küste in Varkala.
Bestes Wetter, zwischendrin. Aber dafür leergefegte Strände!
Adler in solchen Massen, dass man sie nach ein paar Tagen übersieht.
Jetzt etwas durcheinander:
- Edwin, ich heiße jetzt Edwin. Abgeleitet von Aydree-än [engl]. Das ist die einzige Art und Weise, wie sich die Inder meinen Namen vorstellen, merken und sogar aussprechen können.
- Monsun ist hier einen Monat zu spät, eigentlich sollte er wieder vorbei sein. Es flatscht hier 4-5 mal täglich aus den Wolken, wie man sich einen Monsun halt so vorstellt. Nur donnert es nie.
- Edwin, ich heiße jetzt Edwin. Abgeleitet von Aydree-än [engl]. Das ist die einzige Art und Weise, wie sich die Inder meinen Namen vorstellen, merken und sogar aussprechen können.
- Monsun ist hier einen Monat zu spät, eigentlich sollte er wieder vorbei sein. Es flatscht hier 4-5 mal täglich aus den Wolken, wie man sich einen Monsun halt so vorstellt. Nur donnert es nie.
3
In
Kerala ist gerade Onam, ein Fest über 10 Tage, um nicht zu sagen: DAS Fest in
Kerala, Weihnachten auf (Süd-)indisch. In dieser Zeit beschenken sich hier
alle, auch die Armen bekommen reichlich. Weil ich zwischendrin im Urwald war
und es auch eher ein familieninternes Fest ist, hatte ich bislang viel
verpasst: auf Böden und in Hütten werden riesige Muster aus frischen Blüten
gelegt, die Arbeit dauert einige Tage und wird von vielen Männern erledigt.
Heute, am letzten Tag (in Kollam), gab es dann noch einen riesigen Umzug mit Elefanten,
Transvestiten, Trommeln und allem Pipapo. Das Highlight ist für mich aber die
Story des Festes. Es soll mal einen Herrscher (Mahabadi) gegeben haben, der sein Volk
liebte und alles dafür tat, die Menschen glücklich zu machen. Wegen seiner
Großzügigkeit wurde er so beliebt, dass alle möglichen Götter eifersüchtig
wurden. Sie sandten dann einen von ihnen auf die Erde, Lord Vishnu, in Gestalt
eines armen Tagelöhners. Er ging zu dem König, um nach Land zu fragen, der
willigte selbstverständlich ein, aber der Wunsch des Bettlers waren nur drei Schritte Land, was
den König überraschte, aber willigte ein. Der Brahmin morphte sich dann
mega-groß, sodass er mit dem ersten Schritt die Erde komplett umrundete, mit
dem zwieten Schritt gehörte ihm der gesamte Himmel. Aus Angst, er würde mit dem
dritten Schritt die Erde zerstören, bat der König ihn, den letzten Schritt auf
seinen Kopf zu setzen. Der Gott rammte ihn damit tief in den Boden, aber das
Volk war gerettet. Als letzten Wunsch handelte er mit den Göttern aus, sein
geliebtes Volk einmal im Jahr besuchen zu dürfen, an Onam. Die Straßen sind
(vorwiegend in Gelb) geschmückt, die Menschen putzen sich noch feiner raus als
sonst schon, um ihren Ex-König willkommen zu heißen. Auf dem Fest war ich mal
wieder der einzige weiße, und die sowieso schon ausgelassene Stimmung kochte
über, als ich, als lebende Attraktion, dann auch noch über die Straßen spaziert
bin. Ich bin in einem Berg von Bananen, Getränken und Keksen eingedeckt worden
und musste auch mal das Tanzbein schwingen. Ziemlich abgefahren!
Der gute König, immer unter frischen Blumenketten.
Transvestiten tanzen als Götter rum. ich tippe mal auf Shiva.... man achte auf die zahlreihen Arme und die Brust im Hintergrund..
Irgendwelche großen Obelisken, die einem die Schulter zerkrümeln.
Vorbereitungen für ein ziemlich großes, dreidimensionales Blumenbild. Hier arbeiten 15 Leute 5 Tage dran, bis in die Nacht. Hab ich leider nicht mehr miterleben können...
Hab
Caro, Andre und Moritz nochmal in Kumily wieder getroffen, ein Ort am
Periar-Nationalpark. Von da aus sind wir aufgebrochen, um tiefer in das Gelände
zu kommen. Wunderschöne Erfahrung – ein Stück unangetasteter Wald, jeder
Millimeter bedeckt mit Grün, dazwischen unglaublich viele Tiere. Haben eine
große Elefantenfamilie an einer Lichtung erwischt, nachdem wir aus Kilometern
schon das Tröten durch den Wald gehört hatten. Bin mit Moritz dann nochmal mit
einem Guide querfeldein auf Wildfährten gelaufen, mit Übernachtung in einem
verlassenen Haus. Nur Urwald um uns herum. Hier sind auch schon Tiger gesichtet
worden, Cobra und Python auch, Wir hatten Pech mit dem Wetter (wie erwähnt, es
pisst hier beträchtliche Summen), bei Regen haben die Tiere auch nicht so Bock,
scheinen dann auch mal auf ne Mahlzeit zu verzichten, die Faulenzer. Wir haben
dafür aber mächtige Rieseneichhörnchen gesehen. Eines hat dann voll das Drama
abgezogen, als es uns entdeckt hat, aber die lassen ja auch nicht mit sich
diskutieren, wir wollten dem ja nichts wegnehmen. Dann natürlich tausende Vögel
(einer davon hatte Oper-Allüren und hat ganze Kadenzen zum Besten gegeben),
Affen in riesigen Höhen, die durch den Wald zu hören sind. Wir haben 24 Stunden
geschwiegen, um keine Tiere zu verschrecken. Unser Guide war ziemlich super,
hat uns alle möglichen Sachen gezeigt, eine Jackfruit vom Baum geerntet, wilden
Ingwer und Kardamom zum Snacken serviert und letztendlich richtig lecker für
uns gekocht, natürlich ausgehändigt in 1A-Blatt-Schüsseln. Die Nacht war
ziemlich angenehm, die Geräusche im Wald haben einen in eine meditative
Stimmung gebracht, die Fledermäuse über uns haben sich auch nicht an uns
gestört. Nach den vielen Wanderungen, die wir so bei Regen gemacht haben, waren
wir dauer-durchweicht, einer super Abhärtung für den lächerlichen Stadtmonsun,
den man jetzt so miterlebt.
Periar-Nationalpark: Erstmal Socken gegen die Blutegel-Armee anziehen.
Andre hat n Elefanten gesichtet.
Wild-Mutter jagt einen Wildhund,der einen Fetzen ihres Nachwuchses im Mund hat. Im Hintergrund teilt sich die Meute den Rest.
Urwald-Teller oder Regen-Cap
Überreste von einer Tiger-Mahlzeit vor drei Monaten
Smiley-Insekt!
Riesen-Eichhörnchen
So sieht eine wilde Jackfruit aus, und so kann man sie pflücken.
lLeckeres Essen in unserem Ruinen-Unterschlupf, draußen ist nichts als Urwald.
Morgentliches Stapfen durch den Urwald-Nebel.
Morgentliches Stapfen durch den Urwald-Nebel.
Habe
gerade einen Briten mit Freund getroffen, die sind von Delhi zur Südspitze
Indiens mit dem Fahrrad gefahren. Nicht nur, dass das ca. 3000 Kilometer (ohne
Umwege) sind, die Straßen sind zum größten Teil total morsch und die Inder
fahren einen buchstäblich tot – die Straßen erkläre ich zu den unsichersten des
Planeten. Ziemlich imposant, weil auch noch Monsunzeit ist und der Kerl dann ja
auch immer körperlich fit bleiben muss, was bei dem Magendarm-Stadardprogramm,
was man in der ersten Zeit in diesem Land zwangsweise durchmacht, echt kein
Zuckerschlecken ist. Nunja, ich traf ihn prompt in jenem Moment, wo sein Rad so
sehr eierte, dass er ein neues brauchte. Weg zum nächsten Fahrrad-Laden (trotz
Touristengegend): 3 Stunden mit dem Bus. Deswegen war er auch in Eile, hätte
gerne noch ein Interview gemacht.