Schön und reich, der Traum jedes Kleinbürgers und Studenten.
Hier in Hyderabad wird er wahr. Schalte ich den Fernseher an, flimmern
vorwiegend weiße Menschen, die westliche Dinge tragen und tun und besonders
viel und teuer konsumieren. Dann gehe ich auf die Straße und sehe nur dunkle
Menschen. Obwohl Hyderabad eine der größten Städte Indiens ist, sieht man hier
praktisch nie einen Weißen (Westler) auf der Straße. Die Touristen kommen
hauptsächlich aus dem eigenen Land. So kommt es dann auch, dass uns praktisch
jeder Passant hinterher sieht und viele uns grüßen, anfassen und uns „Which
country?“ fragen. Ich bin dann einerseits ziemlich begeistert, dass Fremde so
einen besonders hohen Stellenwert haben und würde dann am Liebsten Indien
als Kulturintegrations-Vorbild mit nach Deutschland nehmen, andererseits
bekommen wir auch nie Ruhe auf der Straße und ich erahne, wie man sich als
Promi auf der Straße fühlen muss. Gestern waren wir in Hyderabads Zoo, einem
der größten in ganz Asien, und wir selbst sind unfreiwillig zur Attraktion geworden.
Nach den ersten drei Nachfragen, ob wir nicht ein indisches Familienfoto mit
unserer Prominenz aufwerten könnten, und sich die üblichen Trauben von
Neugierigen um uns gebildet hatten, die uns filmten oder anstarrten, begaben
wir uns dann langsam auf die Flucht… die nächsten 30 Anfragen hat dann unser
indischer Freund Prasad für uns abgewimmelt. Dafür sind die Kinder, vor allem
Mädchen immer zuckersüß, wenn sie mich neugierig-erschreckt entdecken, anlachen
und mir die mutigen unter ihnen sogar die Hand geben oder mich „zufällig“ im
Vorbeigehen streifen.
Reichtum in Indien ist ein ganzes
Kapitel für sich, Armut wohl eine ganze Romanreihe, auf die ich sicherlich noch
öfters zurückkommen werde. Wir haben das große Glück, uns praktisch alles
leisten zu können und haben das in den ersten Tagen ziemlich stark ausgereizt.
Das Essen ist hier einfach verdammt lecker, es besteht meistens aus einem
Brotenfladen oder Reis, einem aufwändig gewürzten Gemüse-Marsala mit Käse und
zum Mischen oder Ablöschen einem Joghurt oder Buttermilch. Dann gibt es
zahllose Süßigkeiten und Säfte, Kokosnüsse, Mangos, Papaya, Bananen und
Wassermelonen, die natürlich ne ganze Ecke intensiver schmecken als in
Deutschland, und wir sind tageweise gar nicht mehr aus der Konsumsucht
herausgekommen. Noch einen Mangosaft zwischendrin? Warum nicht, kostet ja nur
25 Cent. Ach, und eigentlich hab ich
doch schon wieder Hunger, ein Bisschen pass noch was rein. Also noch ein ganzes
Menü, kostet auch nur 60 Cent. Man müsste meinen, wir würden uns nach den paar
Tagen auf Fettringen über den Campus rollen. Aber man verbraucht ziemlich viel
Energie, um gegen die Temperaturen zu kämpfen und die Eindrucke zu verarbeiten - ich trinke dabei 4-5 Liter am
Tag. Die Inder haben dagegen eher selten Durst. Die Muslime, die mit 40% sehr
stark in Hyderabad vertreten sind, schaffen es sogar, bei 42° C in schwarzen
Burkas Sport zu machen – da kommt einem der Inder, der angeblich
70 Jahre ohne Essen und Trinken zugebracht haben soll, glaubhaft vor.
Aber genug der Laberei, ich zeig
mal ein Paar Bilder:
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Hereinspaziert ins Männerhostel... |
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Ausnahmsweise Damenbesuch bei Alex im Zimmer |
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Mein schlichtes aber funktionales Zimmer |
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Der Shopping Complex am Campus verorgt uns mit Snacks, Frisuren und Krempel |
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Hier wird tatsächlich geforscht... |
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Lange ungesicherte Leitern hoch zum Wasserturm versprechen den besten
Blick auf den Sonnenaufgang am Campus. Auf den Dächern schläfft auch der
ein oder andere. |
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Alltägliche Kuh-Herde auf der Suche nach Essbarem auf dem Campus...
Das ist der Eingang von unserem
Wohnheim, hier wohnen sonst nur PhD-Studenten und um an eines der Zimmer zu
kommen, die wir belegt haben, wartet man als Doktorand normaler Weise auf einer
Liste, bis 60 andere Bewerber einen Platz bekommen haben. Also echter Luxus,
und das für 50 EUR Miete für alle 3 Monate. Die Bettmatratze war nach 4 Nächten
durchgelegen, ich habe die ersten großen Spinnen und Geckos im Bad entdeckt, die
Moskitos halten sich mit 1-2 Stichen pro Nacht höflich zurück. Der Campus ist
riesig, grün und strotzt vor unfassbar vielen Tieren, eine echte Oase in der
chaotischen, menschenüberfüllten Stadt. Wir brettern im Linksverkehr mit halbverschrotteten
Fahrrädern über das Gelände, die aus mindestens fünf anderen halbverschrotteten
Vorgängern zusammen gebastelt wurden. Auf dem Weg zum Labor muss man dann
aufpassen, keine Affen, Streifenhörnchen, streunende Hunde oder Kühe über den
Haufen zu fahren. Die viel zu kleinen, aber erstaunlich reich ausgestatteten Labore
selbst sind zum größten Teil im Science Complex untergebracht. Die PhDs waren
bislang alle seehr nett zu uns und zeigen uns jede Menge neuer Methoden. Einen
Doktor macht man hier in 5-9 Jahren, weil das nachordern von Labormaterialien
aus dem Westen immer 2-3 Monate dauert. Die Arbeitszeiten sind ganz schön
flexibel, und niemand meint halb 10, wenn er halb 10 sagt. Andererseits
arbeiten auch viele samstags mal ein paar Stündchen. Die Begegnung mit unserem
Betreuenden Prof war verstörend. Er ist nett und respektvoll zu uns, seine
Doktoranden müssen ihm aber die Füße küssen. Zentrum seiner Macht ist eine
rosafarbene Klingel, die er bei Fragen und Anweisungen genüsslich für endlos
erscheinende Sekunden aufzieht. Dabei entsteht ratlose Stille im
Raum, die irgendwann durch ein Klingeln gebrochen wird. Sofort duckt sich dann
ein Mitarbeiter ins Zimmer und führt Anweisungen aus, wie z.B. uns einen Tee zu
servieren. Dabei ist eine dankende Geste des Chefs selbstredender Weise fehl am Platz.
Wenn man das Gelände durch das gut
bewachte Haupttor verlässt, stürzt man sich am besten mit Rikscha-Auto oder Bus
in das pulsierende Stadtleben. Wir haben hier in kurzer Zeit sehr nette Inder
kennen gelernt, die uns in jeder freien Minute etwas erklären oder zeigen, und
es gibt viel zu sehen und noch mehr Fragen, auf die wir Antworten suchen.
Ein paar Fotos seien hier schon
mal gezeigt, die eine oder andere Geschichte gibt’s dazu ein anderes Mal. Eine
letzte trockene Nacht, morgen soll der Monsun einsetzen…
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Im Bus in die Stadt kann es oft eng werden |
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Ausnahmsweise eine ruhige Seitengasse mit einem der zahllosen Essensstände |
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Muslimisches Kind in Autorikscha |
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In eine Rikscha passen mindestens acht Inder |
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Das leckere Essen wird meistens in endzeitlichen Küchen zubereitet |
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Dieses Baby hatte so große Augen, dass sich der riesige Stoffbasar in ihm spiegelte |
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Ein einfallsreicher Süßigkeitenstand am Wegesrand - das bunte sind Kekspackungen. |
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Ziege auf der STraße hat Hunger und probiert mal was neues |
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Mann bei Busabfahrt |
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Alte Frau im Park |
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Gemüsemarkt |
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Marktverkäuferin |
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Grillen am campuseigenen See mit Stockbrot und Maiskolben |
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Hunderte Flughunde fliegen bei Sonnenuntergang über den Campus zum See |