Weiter geht’s auf meiner Reise, mittlerweile
sind schon zwei Wochen verstrichen. Zunächst war ich in den Backwaters von
Aleppey. Es gibt hier unendliche, riesige, von Palmen gesäumte Kanäle, die sich
noch weit in Norden und Süden erstrecken. Am Ufer haben unzählige Familien ihr
Leben angesiedelt, entweder als Entspannungsdomizil (Kerala hat ja viele
wohlhabende Einwohner) oder Bauernfamilien, die ihre (Reis-)Felder gleich vor
der Haustür haben. Die Menschen kommen zum Waschen, Kochen, Beten und auch
alles andere ans Wasser, man hat also direkten Einblick ins Privatleben. Ich
hab mich mal dazu hinreißen lassen, eine kommerzielle Bootstour zu machen – ich
habe es nicht bereut . Auf einem wunderschönen Schiff mit Flechtdächern,
Hängestühlen und Köchen inklusive. Mit mir waren bunt gemischte Westler dabei.
Backwaters und ein Schiff wie wir es hatten
Schiff und wir von drinnen.
Anlegestelle für die Nacht.
Goldflut am Morgen, Frau holt Wasser zu Frühstück-Kochen.
Kingfisher, ein Wahrzeichen und Logo einer der größten Konzerne Indiens. Ziemlich schön!
Momulo kann übers Wasser rutschen
Danach habe ich mir in Cochin die keralanischen
Kunstformen reingezogen: Katakali, eine Theaterform mit aufwendigen Kostümen,
deren Geschichten hauptsächlich über Gesichtsmimik und Fingergesten erzählt
wird. Es gibt dann etliche Figuren und Formen für Gegenstände und Emotionen,
die man nicht alle so schnell begreifen kann. Trotzdem sehr eindrucksvoll.
Spektakulärer ist eine spezielle Martial Arts-Form, Kalaripayattu, bei der die
Gegner mit übelsten Waffen auf einander losgehen und nicht gerade zimperlich
sind. Neben krassen Sprüngen und Saltos gibt es auch ruhigere Aufwärmübungen
mit Elementen aus Yoga, andere Techniken sind bei irgendwelchen Schlangen und
Affen abgekupfert. Makaber, dass die sich so früher abgeschlachtet haben.
Katakali-Theater.
Chinesische Fischernetze am Hafen von Cochin.
Martial Arts am Strand.
Wäschewaschen auf indisch, in einer Wäscherei.
Danach bin ich nochmal in einen Urwald
gefahren, in dem es riesige Raupen und die tollsten Passionsfrüchte gab. Das
spektakulärste war eigentlich eine nicht enden wollende Busanfahrt, die wirklich
genug Stoff für einen Roman gibt. Nur mal in kurz: in einer von 1000 viel zu
engen Kurven hat mein Bus, der wie alle anderen Busse viel zu schnell war,
einen anderen Bus seitlich gerammt, eigentlich nur äußerer Schaden. Eigentlich.
Die Busfahrer mussten dann aber nochmal klar stellen, wer von ihnen für welche
50% Teilschuld verantwortlich sind und haben sich ein paar saubere Fäuste ins
Gesicht geschleudert. Indien-typisch stehen dann 50 Leute direkt bei den
Beteiligten und glotzen. Nagut, einer wollte dann auch noch mitprügeln. Ich
hatte dann irgendwann keinen Bock mehr, mir dieses Drama zu geben, und bin
prompt per Anhalter weiter gekommen (immerhin war ich in gottverlassenen
Bergen, in denen keiner eine meiner Sprachen spricht und nur gelegentlich mal
ein funktionierendes Gefährt vorbei kommt). Im nächsten Bus ist dann irgendwann
ein Keilriemen gerissen, woraufhin der Busfahrer beherzt in die Ersatztruhe
griff und den Bus immerhin so reparierte, dass er im ersten Gang weiter fahren
konnte. Wiederum im nächsten Bus konnte dann endlich wieder ein netter Mann
etwas Englisch, der kannte auch die Unterkunft in HoneyValley, zu der ich wollte. Nur liegt
die von der letzten Bushaltestelle nochmal 30 Minuten entfernt. Weshalb der
Busfahrer einen Jeep bestellte, der mich vorbei an Wasserfällen auf einem
steilen Schlammweg auf einen Hügel raste, wooohoo! Netter Aufenthalt, aber am
nächsten Tag musste ich langsam in Richtung Mumbai. Im Bus nach Mangalore rief
dann ein Inder, der mich promt anquatschte, einen Freund im Reisebüro an und
stellte fest, dass mein erhoffter Nachtbus nicht fährt. Weil es schon nacht war
und er in Mangalore studiert, hatte ich kurzer Hand eine Unterkunft und noch
einen super Biketrip durch die Stadt zu einem Tempel und zu einem Bier. Ein
super Abenteuer!
Ist das nicht ein wunderbarer Platz für ein Filmplakat, Herr Polizist?
Eine Stunde Abtecher nach Goa: lange, weite Strände, Sonnenbrand. Kann weiter gehen!
Im Zug
nach Mumbai hatte ich dann auch gleich den nächsten supernetten Menschen
kennengelernt, bei dem ich die nächsten zwei Tage in Mumbai verbracht habe.
Die Stadt ist einfach traumhaft. Habe gleich
morgens nach einer Marktbesichtigung nach Dabbawallas Ausschau gehalten. Die
gibt es nur hier, eine niedrige Kaste, die einen sehr speziellen Beruf
ausführt: sie bringt das Essen von ca. 200000 Ehefrauen jeden Mittag zu deren
Männern ins Büro. Denn das Essen von Zuhause schmeckt ja am Besten. Es gibt ca.
5000 Dabbawallas in der Stadt, die sich ausschließlich per Zug, Fahrrad, mit
einem Holzkarren oder zu Fuß durch die Stadt bringen. Man muss sich dabei vor
Augen halten, dass die Stadt wirklich kein bequemes und berechenbares Pflaster
von Gegenständen (noch nicht mal von den eigenen zwei Beinen) ist, und trotzdem
schaffen diese Leute es, die Essen an allen Haustüren einzusammeln, zu
Verteilerpunkten zu bringen, umzusortieren (nach einem bestimmten Code, der mit
Kreide auf die Behälter und Taschen geschrieben wird) und direkt in die Büros
zu bringen. Das Ganze ist so effizient, dass das Essen auf die Minute genau am
Platz landet und statistisch eines von 16 Millionen Paketen verloren geht. Ich
hatte das besondere Glück Shankur zu treffen, der mich eingeladen hat, mit ihm
mit zu kommen – was wohl nicht vielen Touris passieren wird. Ich bin in
sämtliche Bürogebäude hinein gekommen, die bewacht werden. Weil die Kaste aber
so einen Respekt in der Bevölkerung genießt, dass nicht mal jemand auf die Idee
kommen würde, eines ihrer Fahrräder zu stehlen (die werden immer
unabgeschlossen auf der Straße stehen gelassen), wurde ich lächelnd überall
herein gebeten. Habe zwar nicht viel mit ihm reden können, weil er bei jeder
Frage nur grinsend genickt hat, aber wir haben auch so super verstanden. Am
Ende gab es noch einen Happen von seinem eigens mittransportierten Essen, das
ich ohne Probleme zum schärfsten ganz Mumbais erkläre.
Danach habe ich einen indischen Rockmusiker
und Musikproduzenten getroffen (checkt einen alten Clip von ihm out: http://www.youtube.com/watch?v=TESwYu7RdU4)
der für indische Verhältnisse ne härtere Gangart einlegt und kein Blatt vor den
Mund nimmt. Genau so ist er selbst – herzensgut, gnadenlos ehrlich und ziemlich
witzig. Oh, und ein echt guter Musiker! Haben dann noch einen 2 stündigen Trip durch die Skylines von Mumbai auf der Schnellstraße auf seinem Bike veranstaltet, diese riesigen Gebäude sind beeindruckend, da müssen deutsche Gebäude echt einstecken. Am nächsten Tag hatte ich dann noch
einen Blick auf die Elefanta-Caves, ein paar uralte Höhlen mit riesigen
Götterebenbildern. Dabei habe ich Dan aus New York getroffen, mit dem ich
gerade nach Rajastan weiter reise.
Dan in den Elefanta-Caves.
Morgentliches Schmücken von Götterabbildern in der Bahnstation.
Das Taj-Hotel am Meeresufer. Bekannt durch den Terroranschlag vor ein paar Jahren.
Fleischreste auf dem Markt.
Noch mehr (zukunftiges) Fleisch.
Die Buchhaltung hat wohl nix zu tun.
Marktreste. Hier sammeln die Armen noch Essbares.
Ein Tag mit den Dabbawallas.
Tee-Shop mitten in einem Bürokomplex.
Über die Jahre entstehen dann auch Freundschaften
Ein echter Müller!
Morgentliche Rush-Hour in den Zügen.